Anlässlich des Tages der offenen Moschee am 3. Oktober 2009 hielt die islamfeindliche Bewegung „Pax Europa“ eine Kundgebung in Berlin. Dagegen demonstrieren Linksaktivisten. Iris Hefetz hat eine Rede gehalten, in der sie jeden Versuch der Rechte ablehnte, sich als judenfreundlich zu verkleiden, um ihren Rassismus zu legitimieren.

Antisemitismus ist keine Krankheit, sondern ein Symptom einer umfangreichen Vorurteilskrankheit. Antisemitismus ist ein Phänomen, das sich in Deutschland von Deutschen in Form einer Hölle für Juden äußerte.

Heute marschieren hier die selbsternannten Retter des Abendlandes von „Pax Europa“. Sie wollen uns überzeugen, dass sie keine Antisemiten und keine Rassisten sind: sie sind es aber.

Sie reden vom christlich-jüdischen Abendland als einer Symbiose - als hätte es keinen Judenmord in diesem Abendland gegeben! Sie beziehen sich auf eine von ihnen erfundene Fiktion. Sie missbrauchen uns Juden als Alibi für die Ausgrenzung einer Minderheit. Sie sind die geistigen Nachkömmlinge derer, die unsere Synagogen verbrannt haben und heutzutage wollen sie Gebetshäuser anderer Gläubigen verbieten.

Wir als Juden, ich als Jüdin, können hier heute stehen, weil unsere Eltern aus nicht-christlichen Ländern stammen, meine Eltern lebten in Marokko und Palästina, als die Deutschen die Juden vernichteten. Wir können hier stehen, weil unsere Eltern mit Arabern und Muslimen zusammenlebten, oder weil sie rechtzeitig von Nazi-Deutschland geflohen sind. Meine Tochter, die hier auch steht, ist auch ein Enkelkind von Holocaustüberlebenden, die von Deutschen ausgegrenzt und als Zwangsarbeiter mißbraucht wurden: von Deutschen, die genau so bürgerlich waren, wie die „Pax Europa“-Leute.

„Pax Europa“ tarnt sich als eine Bürgerbewegung. Aber in Deutschland waren vor 70 Jahren auch Liberalen und gute Bürger Täter und Mitläufer. Ein Liberaler ist ein Faschist, der noch nicht beraubt wurde, wie es Woody Allen sagte.

Für die bürgerlichen Anhänger von „Pax Europa“ reicht es, dass Minderheiten hier ihr Anderssein äußern: dadurch fühlen sie sich schon beraubt.

Die Anhänger von „Pax Europa“ verkleiden sich heute mit israelischen Flaggen. Eine Schande für beide. Während die Israelis selber nicht zur Armee gehen wollen, während die israelische Regierung Schulen je nach Prozentanteil der Soldaten, die sie produzieren, belohnen, hetzen einige Deutsche für den Krieg im Nahen Osten. Nachdem ihre Vorfahren die Juden als das Negativbild missbraucht und sie fast ausgemerzt haben, werden die Juden in Israel von den Täterkindern und Enkelkindern noch einmal instrumentalisiert. Weil sie uns immer noch nicht als Menschen sehen können, nur als Mittel zum Zweck. Es führte damals zu einer Katastrophe.

Das Symptom zeigt sich diesmal gegen den neuen „Anderen“. Die Muslime werden zu einem Feindbild stilisiert. Israel wird von „Pax Europa“-Anhängern als westlicher Verbündeter gegen die Muslime gesehen – aber wir, Juden, weigern uns als euer Bild zu fungieren: weder negativ noch positiv.

Wir, Juden und Israelis, verweigern uns jeder Art von Feindlichkeit Muslimen und anderen Menschen gegenüber. Wir lebten Jahrzehnte friedlich zusammen: Im Irak, in Syrien, in Iran, in Pakistan, Afghanistan, Ägypten, Libanon, Algerien, Tunesien, Libyen und Marokko.

Wir überlebten die deutsche Hölle dank der Muslime in der Türkei, die uns ihre Türe aufmachten und uns Schutz boten. Wir Überlebten, weil die Deutschen es nicht schafften, den Maghreb zu besetzen und den Nahen Osten zu besetzen.

Wir haben damals zusammen die Nazis überlebt und tragen diese Erfahrung immer noch. Wir alle gemeinsam, Juden , Muslime und Christen, werden es nicht zulassen, uns gegeneinander aufhetzen zu lassen. Weder von „Pax Europa“ noch von jemand anderem!